Was es für mich bedeutet
Mentale Stärke ist mein großes Thema, und ich habe schon viele Menschen auf diesem Weg begleitet. Mentale Stärke bedeutet, dass ich Ordnung im Kopf habe und meine Kraft gezielt einsetze. Mentale Stärke bedeutet, flexibel zu sein und die perfekte Mischung von Ratio und Intuition zu fahren.
Mentale Stärke lässt mich:
- meine Ziele richtig formulieren
- effiziente Pläne schmieden
- den Fokus behalten
- vernetzt denken
- Biss zeigen
- durchsetzen
- positiv sein
- offen sein
- Lösungen finden, wenn es zu unvorhergesehenen Ereignissen kommt.
Mental starke Menschen sind erfolgreich.
Heutzutage reden wir viel über den „Fokus“, den Menschen brauchen, um ein Ziel im Auge zu behalten. Augen fest auf das Ziel gerichtet und keine Ablenkung zulassen. Das ist häufig mit der „mentalen Stärke des Extremsportlers“ gemeint. Nicht nach rechts und links gucken und unabhängig von allen persönlichen Befindlichkeiten vorwärts gehen. Im Kampf mit mir selbst das Ziel behalten und erreichen. So weit so gut.
Aber besteht nicht die Herausforderung im Leben genau darin, den Blick zu weiten? Mit all den Erfahrungen, die wir haben, optimistisch zu sein? Andere Optionen zu sehen? Verändernde Rahmenbedingungen wahr zu nehmen? Besteht die Herausforderung nicht darin, Fokus zu haben, aber diesen flexibel zu nutzen? Wenn ich alles an Schwierigkeiten ausblende, laufe ich Gefahr die wesentlichen Dinge wegzudrängen. Der Grat zwischen „Fokus“ und „Verdrängung“ ist schmaler, als die meisten wahr haben wollen.
Ich erkenne mental starke Menschen daran, dass sie Fokus und Konzentration nutzen, um Ergebnisse zu produzieren, weil es einfach der effizienteste Weg ist, sehr viel, in der uns zur Verfügung stehenden Zeit, zu schaffen. Und auch, weil sie in der Lage sind, Ängste und Unsicherheiten für den Moment beiseitezulassen. Aber nur für den Moment!!!! Sie laufen nie Gefahr diese Ängste, Zweifel und Unsicherheiten zu verdrängen. Sie nehmen sich die Zeit, diese „kleinen Störenfriede“ anzusehen, so dass sie sie nutzen können und im „Blick“ haben.
Was passiert, wenn ich mir diese Zeit nicht nehme? Wenn ich die Disziplin besitze, mit großem Fokus auf die lösbaren Probleme zu gucken und alles Irritierende (die kleinen Störenfriede) zu ignorieren? Vielleicht sogar in der Lage bin aufgrund meiner Mechanismen, alles Irritierende ins Unbewusste zu verdrängen? Ist das nicht maximal effizient?
NEIN!
Alles, was ich nicht im Bewusstsein habe, entzieht sich meiner Kontrolle. Da haben dann sehr erfolgreiche Menschen einen Bereich in sich, den sie nicht kontrollieren. Einen Bereich, wo sich kleine Störenfriede treffen und gemeinsame Sache machen. Viele kleine Störenfriede ergeben ein massives Problem. Wie der kleine Schneeball, der durch den Schnee rollt und immer größer wird. Dann beginnt dieses massive Problem - immer mal wieder - aus dem Unbewussten hochzusteigen ins Bewusstsein: schlechter schlafen, aggressiveres Verhalten (kurze Zündschnur), Unzufriedenheit, Sehnsucht nach der Jugend (als alles besser war), Sehnsucht nach sportlichen Leistungen (sich selber bezwingen), mehr Alkohol, körperliche Beschwerden etc. Und dann? Mehr Fokus, mehr Verdrängen. Mehr von allem s.o. Bis hin zu den echten Problemen dieser Zeit: Burnout, Drogenmissbrauch, Herzinfarkt und andere schwere Erkrankungen.
Und das alles nur, weil man so erfolgreich war mit dem Fokus! Weil man die kleinen Störenfriede nicht wollte. Dabei sind die kleinen Störenfriede nette Weggefährten, die uns helfen wollen. Sie machen uns auf wichtige Dinge aufmerksam. Sie zeigen uns, wenn die mentale Stärke nur vorgespielt ist. Sie zeigen uns, wo wir uns etwas vormachen. Sie zeigen uns, wo wir zwar sehr gerne cool wären, aber es ganz sicher nicht sind. Gerade deswegen sind sie - solange sie klein sind - tolle „Gewichte“, mit denen die mentale Muskelkraft gestählt wird.
Z.B. die Unsicherheit bei Entscheidungen (Angst vor Fehlentscheidungen), sie gilt es auszuhalten. Es ist ein Zeichen mentaler Stärke, dass ich weiß, dass ich keine Entscheidungen unter Sicherheit treffen kann in dieser Welt. Alles andere ist eine Illusion. Und ist illusionäres Denken mental stark? Antwort ergibt sich von selbst. Mental stark ist es, die Verantwortung zu übernehmen, nachdem man alles nach bestem Wissen und Gewissen geprüft hat und dann zu einer Entscheidung gekommen ist. Auf die Gefahr hin, dass meine Entscheidung korrigiert werden muss. Oder falsch war. So sei es. Niemand ist unfehlbar. Diese Liste lässt sich unendlich verlängern. Jeder kleine Störenfried führt zu mehr gelassener Reife.
Ein Bündel verdrängter Störenfriede führt in die Katastrophe bzw. mindestens zu einem Leben, das nicht vollkommen gelebt wird. Ein Leben, wo viel Energie aufgewendet wird, um das große Problem im Unbewussten in Schach zu halten. Die Tragik ist, dass dieses Problem immer weiterwächst („Schneeball, der auch eine Lawine werden kann“) und ich somit immer mehr Energie verbrauchen muss. Man stelle sich mal vor, wie produktiv, der Einzelne sein könnte, wenn er diese Energie für die wichtigen Dinge im Leben verwenden könnte.
Mentale Stärke bedeutet, dass ich mich immer (!) zu gegebener Zeit allem stelle und „Null-Energie“ aufwenden muss, um irgendetwas im Unbewussten zu halten.
Ich könnte manchmal in die Tischkante beißen, weil ich zugucken muss, wie tolle Menschen ihre Energie damit verschwenden, ihre Störenfriede zu unterdrücken, anstatt sie zu integrieren und sie zu nutzen.